Leipzig führt Mietspiegel Plus ein
Leipzig führt Mietspiegel Plus ein, Foto: pixabay

Seit dem 1. Juli 2025 hat Leipzig wieder einen qualifizierten Mietspiegel. Die Ratsversammlung verabschiedete das neue Regelwerk am 25. Juni. Damit endete eine Phase der Rechtsunsicherheit auf dem Leipziger Wohnungsmarkt. Die Stadtverwaltung hatte intensiv gearbeitet, um den neuen Mietspiegel zu erstellen. Rund 12.000 Haushalte wurden dafür befragt. Der neue Mietspiegel soll mehr Transparenz schaffen und überzogene Mieterhöhungen eindämmen. Der qualifizierte Mietspiegel Plus wurde auf breiter statistischer Basis erhoben und ist rechtsverbindlich. Er wird von wichtigen lokalen Akteuren wie dem Leipziger Mieterverein und den Wohnungsgenossenschaften anerkannt. Dadurch wird er zur verbindlichen Grundlage bei Streitfällen um Mieterhöhungen.

Inhaltsverzeichnis:

Martina Münch betont wissenschaftliche Qualität

Die Erhebung des Mietspiegels erfolgte unter Leitung von Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch. Ihr Dezernat organisierte die Datenerhebung auf wissenschaftlicher Grundlage. Ziel war es, ein belastbares und rechtssicheres Instrument zu schaffen.

Die Stadt befragte 12.000 Haushalte. Diese umfassende Datengrundlage macht es Vermietern schwer, den Mietspiegel vor Gericht zu ignorieren. Das erhöht die Chancen für Mieter, sich erfolgreich gegen unberechtigte Mieterhöhungen zu wehren. Die „Qualifizierung Plus“ bedeutet, dass Vermieter belegen müssen, wenn sie den Mietspiegel nicht anwenden wollen.

Früher lag die Beweispflicht bei den Mietern. Diese Umkehr der Verantwortung ist ein bedeutender Fortschritt im Mietrecht. Sie stärkt die Position von Mieterinnen und Mietern vor Gericht.

Elisa Gerbsch kritisiert Lücken im Verfahren

Dr. Elisa Gerbsch von der Linksfraktion stellte jedoch fest, dass es weiterhin Schwachstellen gibt. Ein zentrales Problem: In die Berechnung fließen nur Mieten ein, die sich in den letzten sechs Jahren verändert haben.

Das bedeutet: Langfristige, günstige Mietverträge und geförderter Wohnraum bleiben außen vor. Gerade preiswerte Wohnungen werden somit statistisch nicht berücksichtigt. Dr. Gerbsch bezeichnete den Mietspiegel deshalb als „Mieterhöhungsspiegel“.

Haus & Grund Leipzig, eine Interessenvertretung der Eigentümer, lehnte die Qualifizierung ab – ohne Begründung. Dieses Verhalten wurde von der Ratsmehrheit als inakzeptabel kritisiert. Die anderen großen Vermieterorganisationen hingegen erkennen den Mietspiegel an.

Tobias Peter fordert Reform auf Bundesebene

Dr. Tobias Peter, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, betonte, dass viele Probleme nicht kommunal gelöst werden können. Er forderte eine bundesweite Reform der gesetzlichen Grundlagen für Mietspiegel.

Seiner Ansicht nach verzerren die aktuellen Vorgaben das Bild der Mietpreisentwicklung. Die Beschränkung auf Mieten der letzten sechs Jahre führt zu einem künstlich erhöhten Durchschnitt. Das benachteiligt Mieter in Bestandswohnungen.

Peter machte deutlich, dass Leipzig dringend auf weitere gesetzliche Regelungen angewiesen ist. Nur so könne der Wohnungsmarkt sozial gerecht gestaltet werden.

Pia Heine warnt vor wachsender Wohnungsnot

Auch SPD-Stadträtin Pia Heine äußerte sich besorgt. Für viele Leipzigerinnen und Leipziger sei die Wohnungssuche ein existenzielles Problem geworden.

Steigende Mieten, Wohnungsknappheit und Verdrängung prägten den Alltag. Heine betonte: „Wohnen ist ein Grundrecht.“ Es gehe nicht nur um Raum, sondern auch um Sicherheit und Würde.

Der neue Mietspiegel sei zwar kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Schritt. Er schaffe mehr Gerechtigkeit und Transparenz. Heine nannte ihn ein Beispiel für sozialdemokratische Wohnungspolitik.

Mieten in Leipzig steigen seit Jahren

In den letzten zehn Jahren sind die Mieten in Leipzig um 68 Prozent gestiegen. Das gab Pia Heine in der Ratsversammlung bekannt. Damit gehört Leipzig zu den Städten mit der höchsten Mietdynamik in Deutschland.

Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot deutlich. Diese Knappheit nutzen manche Vermieter aus, um die Preise stark zu erhöhen. Auch deshalb war der politische Druck hoch, den Mietspiegel neu aufzulegen.

Mit dem neuen Mietspiegel Plus steht nun ein wirksames Werkzeug zur Verfügung, das den Mietmarkt regulieren kann. Er gilt von 2025 bis 2027 und kann in dieser Zeit als Grundlage für gerichtliche Auseinandersetzungen herangezogen werden.

Kerninformationen im Überblick

  1. Gültigkeit: Der neue Mietspiegel gilt seit dem 1. Juli 2025.
  2. Datengrundlage: Befragung von 12.000 Leipziger Haushalten.
  3. Rechtsstatus: Qualifizierter Mietspiegel Plus, verbindlich anerkannt.
  4. Unterstützer: Leipziger Mieterverein und Wohnungsgenossenschaften.
  5. Kritikpunkte: Ausschluss alter und geförderter Mietverträge.
  6. Steigerung: Mietpreise in Leipzig stiegen um 68 % in zehn Jahren.

Der Beschluss wurde mit breiter Mehrheit im Stadtrat angenommen – nur eine Enthaltung. Das zeigt den politischen Konsens über die Dringlichkeit des Themas. Mieterinnen und Mieter erhalten so mehr Schutz und Sicherheit.

Quelle: Leipziger Zeitung