Zwischen Mittelgebirge und Märchen liegt eine der kulturreichsten Regionen Deutschlands: der Harz in Sachsen-Anhalt. Im Sommer entfaltet er seinen besonderen Reiz, wenn nicht nur Wanderwege locken, sondern auch zahlreiche historische Stätten, Naturphänomene und Museen zu Entdeckungstouren einladen. Die Region bietet ein breites Spektrum an Ausflugszielen – von unterirdischen Tropfsteinhöhlen über imposante Burgen bis hin zu liebevoll gestalteten Museen. Besonders für Familien, Kulturinteressierte und Abenteurer ist der Harz ein lohnendes Ziel.
Schloss Wernigerode und Schloss Ballenstedt faszinieren Besucher
Schloss Wernigerode beeindruckt mit märchenhafter Silhouette und wechselvoller Architektur. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert reicht der Baustil, der Besucherinnen und Besucher bereits vom Innenhof in eine andere Zeit versetzt. Der Hof dient heute auch als Festivalbühne, etwa für die bekannten Schlossfestspiele. Das Interieur bleibt rustikal, doch stimmungsvoll. Neben regulären Führungen gibt es Sonderausstellungen und kulinarische Angebote.
Auch Schloss Ballenstedt birgt eine tief verwurzelte Geschichte. Es geht zurück auf die Askanier, die Begründer Anhalts. Nach der Zerstörung ihrer Stammburg im Jahr 1140 entstand hier ein neues Herrschaftszentrum. Besucher erwartet neben der Gruft Albrechts des Bären auch ein Hoftheater und spezielle Angebote für Kinder, darunter Führungen mit Taschenlampen. Tafeln vor Ort erzählen von der einstigen Macht und Bedeutung der Burganlage.
Höhlen und Felsen rund um Rübeland und Blankenburg
Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen zählen zu den ältesten Schauhöhlen des Landes. In der Hermannshöhle besteht die Chance, Grottenolme zu sehen. Die Baumannshöhle beherbergt eine unterirdische Naturbühne mit Aufführungen für Groß und Klein. Besucher sollten warme Kleidung mitbringen – konstant herrschen neun Grad.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Burg Regenstein bei Blankenburg. Die auf einem 290 Meter hohen Sandsteinfelsen gelegene Anlage bietet spektakuläre Aussichten und Zugang zu alten Sandsteinhöhlen. Ritterspiele und Rundwanderwege machen das Gelände besonders lebendig. Die Kombination aus Natur, Geschichte und Erlebnischarakter macht diesen Ort besonders bei Familien beliebt.
Museen mit Vielfalt - Von Malerei bis Ornithologie
Das Harzmuseum in Wernigerode verbindet Naturkunde mit Kulturgeschichte. Fossilien, Mineralien, Tiere und Pflanzen werden ebenso gezeigt wie Fachwerkbau und Handwerk. Die Sonderausstellung „Heine im Harz“ gibt Einblicke in eine literarische Wanderung, die auch auf dem Heinrich-Heine-Weg nachvollzogen werden kann.
Das Museum Heineanum in Halberstadt widmet sich der Vogelkunde. Die Sammlung von Ferdinand Heine zeigt Exemplare aus aller Welt, mit einem besonderen Fokus auf Kolibris. Zusätzlich finden sich zwei Saurierskelette – Plateosaurus und Plesiosaurus – aus Halberstadt. Jährlich wird ein Vogel des Jahres in einer Sonderausstellung präsentiert.
Das Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg zeigt die größte Sammlung des deutsch-amerikanischen Malers außerhalb der USA. Neben Bauhaus und geometrischer Kunst beleuchtet die Dauerausstellung auch seine Karikaturen und maritimen Werke. Audioguides und digitale Angebote ermöglichen ein modernes Museumserlebnis.
Architektur, Kirchen und dunkle Kapitel
Der Dom in Halberstadt zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Gotik in Deutschland. Mit über 290 mittelalterlichen Glasfenstern und einem der wertvollsten Kirchenschätze weltweit ist er ein zentrales Ziel entlang der Straße der Romanik. Die Triumphkreuzgruppe von 1210 gilt als Meisterwerk mittelalterlicher Bildhauerei.
Die Altstadt von Quedlinburg, samt Stiftskirche und Schloss, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier ist die deutsche Einigung im 10. Jahrhundert greifbar. Die Königsgräber von Heinrich I. und Mathilde, die Schatzkammer und das Fachwerkensemble machen Quedlinburg zu einem historischen Zentrum.
Wer dunklere Seiten der Geschichte entdecken will, besucht das Museum Obscurum Thale. Es widmet sich Hexerei, Magie und Volksglauben. Auf 400 Quadratmetern wird von Hexenwaagen bis zur Leber eines Einhorns vieles erklärt. Wegen drastischer Inhalte ist der Besuch eher für Erwachsene geeignet.
Freiluft und Fernsicht - Theater, Miniaturen und Aussichtstürme
Das Harzer Bergtheater Thale zählt zu den ältesten Naturtheatern Deutschlands. Inmitten des Hexentanzplatzes gelegen, bietet es Raum für fast 2000 Gäste und ein abwechslungsreiches Programm aus Musik, Theater und Märchenaufführungen.
Am Hexentanzplatz finden sich auch beliebte Aussichtspunkte wie die Roßtrappe. Felsformationen, Sagenfiguren und Seilbahnfahrt machen den Ort zu einem touristischen Magneten. Der Panoramablick über das Bodetal bleibt unvergessen.
Im Miniaturenpark Wernigerode sind über 60 Harzer Sehenswürdigkeiten im Kleinformat zu sehen. Eisenbahnen, Wasserläufe und Themengärten machen ihn besonders familienfreundlich. Der angrenzende Bürgerpark bietet Tiergehege und Picknickecken.
Das Josephskreuz bei Stolberg ist das größte eiserne Doppelkreuz der Welt. Mit 38 Metern Höhe und über 100.000 Nieten wurde es 1896 nach dem Vorbild des Eiffelturms errichtet. Die 200 Stufen lohnen sich – bei gutem Wetter reicht der Blick bis Magdeburg.
Geschichte unter freiem Himmel
Im Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda wird das Mittelalter lebendig. Am originalen Ort rekonstruierte Gebäude zeigen das Leben zur Zeit Ottos I. Werkstätten, Wohnhäuser und technische Anlagen bieten einen realitätsnahen Einblick in das höfische und handwerkliche Leben. Auch die alten Wehranlagen sind begehbar – mit Blick auf die Goldene Aue.
Für Technikinteressierte bietet das Besucherbergwerk Glasebach bei Harzgerode Einblicke in den historischen Bergbau. Stollen, Gänge und Maschinen erzählen vom Fluorit- und Silberabbau des 18. Jahrhunderts. Ergänzt wird das Erlebnis durch ein Freigelände mit Förderturm und ein Museum zur Mineralienkunde.
Die Region Harz ist eine Schatzkammer kultureller, geologischer und historischer Highlights. Wer hier unterwegs ist, findet auf kleinem Raum eine erstaunliche Vielfalt – zwischen Naturwunder und Menschheitsgeschichte.
Quelle: MDR