Regionalliga
Regionalliga, oto: pixabay

1. FC Lok Leipzig beendet die Saison mit den meisten Punkten aller Regionalligisten. Doch der Meister bleibt viertklassig. Ein strukturelles Problem spaltet weiterhin die Regionalliga – Reformforderungen werden lauter.

Inhaltsverzeichnis:

Djamal Ziane und die Tränen von Havelse

1. FC Lok Leipzig holte in der Regionalliga Nordost 85 Punkte – so viele wie kein anderer Verein bundesweit. Trotzdem verpassten die Sachsen erneut den Sprung in den Profifußball. Besonders tragisch war die Niederlage gegen den TSV Havelse. Das Rückspiel der Aufstiegsrelegation endete nach Verlängerung 1:2. Bereits 2020 war Lok Leipzig gegen Verl gescheitert. In beiden Fällen verloren sie kein Spiel in der regulären Spielzeit.

Kapitän Djamal Ziane erlebte beide Niederlagen. Er spielte bereits beim dramatischen Scheitern 2020 mit. Nach dem Spiel in Havelse war er minutenlang fassungslos. Die Enttäuschung war sichtbar. Viele Spieler wirkten gebrochen. Leipzigs Mannschaft hatte zuvor 120 Minuten Pokalfußball in den Beinen. Topstürmer Dominik Maderer war angeschlagen, konnte im Hinspiel nicht spielen und im Rückspiel nur eine Stunde.

Ein umstrittener Platzverweis erschwerte zusätzlich die Lage. Dennoch bleibt festzuhalten: In vier Aufstiegsspielen seit 2020 verlor Lok Leipzig kein einziges nach 90 Minuten. Und stieg trotzdem nicht auf.

Ungleiche Aufstiegsrechte in Nord und West

Zwei von fünf Regionalligameistern steigen direkt auf – der Rest muss in Entscheidungsspiele. Die Regionalliga Nordost gehört nicht dazu. Das sorgt bundesweit für Kritik. Der Zuschauerzuspruch in Leipzig liegt um ein Vielfaches höher als bei Hoffenheim II (Durchschnitt: 483), das ohne Relegation aufstieg. Trotz sportlicher Überlegenheit bleibt Lok Leipzig auf der Strecke.

Die Aufstiegsregelung sorgt für massive Ungleichheit. Sie bevorzugt Zweitvertretungen von Profiklubs. Traditionelle Vereine wie Lok Leipzig, SV Meppen oder Fortuna Köln sind benachteiligt. Ihre sportliche Leistung wird durch das System entwertet. Die Meisterschaft wird zur Lotterie – fünf Tage entscheiden über eine ganze Saison.

Die Kritik wird lauter. Eine wachsende Reforminitiative fordert faire Bedingungen. Unterstützt wird sie von zuschauerstarken Vereinen wie Rot-Weiß Oberhausen, BFC Dynamo, 1. FC Lok Leipzig und Fortuna Köln. Sie verlangen feste Aufstiegsplätze für alle Regionalligen.

Funktionäre zeigen wenig Interesse

Am 22. Mai trafen sich Vertreter der Aufstiegsinitiative mit dem Norddeutschen Fußballverband in Hamburg. NFV-Präsident Ralph-Uwe Schaffert blieb dem Treffen fern. Dabei gehört seine Liga zu denen ohne festen Aufstiegsplatz. Bereits im Februar erklärte er, es bestehe „kein Handlungsbedarf“.

Auch beim Treffen in Duisburg vier Tage später fehlte mit Peter Frymuth ein entscheidender Funktionär. Frymuth ist Präsident des Westdeutschen Fußballverbands und DFB-Vizepräsident. In seinem Bereich gab es in dieser Saison massive Unstimmigkeiten. Dennoch fehlt offenbar die Bereitschaft zur Veränderung.

Die Kritik richtet sich auch gegen diesen mangelnden Reformwillen. Denn trotz zahlreicher Appelle ignorieren Entscheidungsträger die Stimmen aus den Vereinen. Das Vertrauen in die Verbände sinkt. Eine breite Mehrheit sieht Handlungsbedarf – doch auf höchster Ebene bleibt es ruhig.

Reformbewegung gewinnt bundesweit an Kraft

Noch nie war der Widerstand gegen die aktuelle Aufstiegsregelung so stark wie jetzt. Mehr als 50 Vereine unterstützen die Initiative. Darunter viele mit langer Tradition und großem Faninteresse. Sie fordern:

  • Gleichberechtigte Aufstiegschancen für alle Regionalligen.
  • Verlässliche, transparente Aufstiegsregelungen.
  • Ein Ende der Benachteiligung ostdeutscher Traditionsklubs.

Die Initiative sieht das Scheitern als keine Option. Denn sollte die Bewegung ohne Ergebnis bleiben, wird die bestehende Ungerechtigkeit zementiert – auf Jahre hinaus.

Die Bilder aus Havelse könnten sich wiederholen. In Leipzig. In Würzburg. In Meppen. Die Tränen von Meistern sind keine Einzelfälle. Sie sind Ausdruck eines Systems, das Reform dringend nötig hat.

Quelle: MDR